Die Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth e.V. (AGNF) lud am Mittwoch, den 20.11.2024, zur Veranstaltung „Kampf gegen den Plötzlichen Herztod – Stärkung von Städten und Landkreisen“ in die Stadthalle Fürth. Neben Best-Practice Beispiele wurden App-basierte Ersthelferalarmierungssysteme vorgestellt. Innenminister Joachim Herrmann und der CSU-Fraktionsvorsitzende Klaus Holetschek begleiteten das Format politisch.
Klaus Meyer, Vorsitzender des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Fürth, stellte in seiner Eröffnungsrede die Initiative FÜRTH SCHOCKT! vor: „Es ist uns innerhalb kurzer Zeit gelungen, ein Netzwerk aus Ersthelfern in Stadt und Landkreis Fürth aufzubauen, das via Smartphone im Falle eines Plötzlichen Herztods alarmiert wird. Parallel dazu haben wir die Installation von 24/7 zugänglichen AEDs vorangetrieben und konnten so das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen der Rettungskräfte in zahlreichen Fällen um die entscheidenden Minuten verkürzen – und so Leben retten.“
Bundesweit sterben jedes Jahr rund 70.000 Menschen am Plötzlichen Herztod, von denen etwa 10.000 überleben könnten, wenn rechtzeitig Erste Hilfe geleistet werden würde.
„Daher freut es uns sehr, dass wir mittlerweile mit ERLANGEN SCHOCKT! und NÜRNBERGER LAND SCHOCKT! unser Konzept auch in weiteren Teilen der Region umsetzen können“, ergänzte Klaus Meyer.
Angelika Lange, Senior Wirkungs- und Projektmanagerin bei der ADAC Stiftung, stellte im Anschluss die Ergebnisse der Studie „Potentialanalyse für Ersthelfer-Alarmierungssysteme“ vor. Demnach kannten 79 % der Befragten in der Bevölkerung Ersthelfer-Apps nicht. 16 % wären jedoch bereit, sich als Ersthelfer zu registrieren, nachdem ihnen das Konzept erklärt wurde.
In der Befragung gaben 40 % der Leitstellen, die die Rettungsdienst-Notrufe entgegennehmen, an schon ein Ersthelfer-Alarmierungssystem zu nutzen. 60% derjenigen, die noch kein System hatten, planten dieses innerhalb der nächsten drei Jahre einzuführen.
Doch auch die Hürden dabei wurden in der Studie deutlich. So nannten die Leitstellen fehlende gesetzliche Grundlagen, Finanzierungsschwierigkeiten und Personalmangel als größte Hindernisse bei der Einführung entsprechender Systeme.
Seit Studienerhebung im Juni 2024 stieg die Anzahl der Leitstellen, die eine App-basierte Ersthelferalarmierung nutzen, erfreulicherweise bereits weiter an.
Diesen Trend unterstrich Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender und Staatsminister für Gesundheit und Pflege a. D., MdL, der als Schirmherr der Initiative zur Ersthelferalarmierung in den Regionen Donau-Iller und Allgäu aus erster Hand berichten konnte, dass zu seiner großen Freude immer mehr Menschen als Ersthelfer aktiv werden.
Joachim Herrmann, Staatsminister des Inneren, Sport und Integration, MdL, der sich als Schirmherr der Veranstaltung und des Projektes FÜRTH SCHOCKT! engagiert, zeigte sich stolz über das bereits Erreichte: „Dank des Projekts sind heute in Fürth und Umgebung 212 Defibrillatoren im System gemeldet“ und ergänzte: „Erst kürzlich hat der Freistaat Bayern die Förderung für derartige Defibrillatoren bis Ende 2026 verlängert und die Haushaltsmittel für die Bewilligungsbehörden um 350.000 Euro aufgestockt.“
Zentrales Element der schnellstmöglichen Ersthelferalarmierung sind Apps, die erkennen, welche Ersthelfer sich in der Nähe des Einsatzortes befinden und ihnen den kürzesten Weg zum nächsten Defibrillator und zum Ort des Geschehens weisen. In Bayern aktiv sind die App-Anbieter TEAM BAYERN Lebensretter und Region der Lebensretter e.V. sowie Mobile Retter e.V. als Dienstleister für die dazugehörige Projektorganisation.
Christopher Glas, Leiter der vom Bayerischen Roten Kreuz getragenen App TEAM BAYERN, unterstrich, dass über sein System sowohl bei Katastrophenfällen als auch in Notsituationen alarmiert wird. So werden im Teilbereich TEAM BAYERN Lebensretter Helfer über die Leitstelle bei Herz-Kreislaufstillstand alarmiert und können im Ernstfall ergänzende Hilfe leisten – und das natürlich hilfsorganisationsübergreifend.
Die Wichtigkeit einer guten Projektorganisation parallel zur Einführung einer Alarmierungs-App betonte Stefan Prasse, Geschäftsführer von Mobile Retter e.V.. So unterstützt der Verein nicht nur bei der Einführung einer App, sondern auch bei der Rekrutierung und Betreuung der ehrenamtlichen Ersthelfer.
Prof. Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des Region der Lebensretter e.V., berichtete über dauerhafte Weiterentwicklung der Lebensretter-App, die bereits in bundesweit 66 Gebietskörperschaften eingesetzt wird und auf ein Netzwerk aus knapp 22.000 Ersthelfern zurückgreifen kann. So konnte durch Optimierungen bei der Berechnung der Wegstrecke die Zeit bis zum Eintreffen der Ersthelfer weiter verkürzt werden.
In den abschließenden Diskussions- und Netzwerkgesprächen wurden wichtige Kontakte geknüpft, die hoffen lassen, dem Ziel der bayernweiten Etablierung von Systemen zur Ersthelferaktivierung bei Plötzlichem Herztod weiter näher zu kommen.
Die anwesenden Vertreter der GesunheitsregionenPlus, von Hilfsorganisationen, Rettungszweckverbänden und Leitstellen nutzten die Gelegenheit zum Austausch mit Ärzten, Politikern und Wissenschaftlern jedenfalls rege.